Reisebüro oder Reiseveranstalter - ist das nicht dasselbe?

Finden Sie, dass „Richtlinie (EU) 2015/2302 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2015 über Pauschalreisen und verbundene Reiseleistungen“ sich nach einer spannenden Bettlektüre anhört? Wir auch nicht. Wer unter Einschlafproblemen leidet, sollte sich einmal am Originaltext versuchen...

Trotzdem sollte man auch als Verbraucher schon einmal davon gehört haben und die zu erwartenden Auswirkungen kennen. Wenn die Richtlinie in der jetzigen Form in deutsches Recht überführt werden sollte, wird es in vielen Reisebüros nämlich zu absurden Szenen am Counter kommen. Das Wichtigste in Kurzform:

Die Pauschalreise hat in Deutschland eine lange Tradition. Jeder kennt große Anbieter wie den mit dem roten Smiley oder den gelben, der's möglich macht. Solche Reiseveranstalter kaufen seit Jahrzehnten im Großen Flugsitze, Hotelbetten und Betreuungsleistugen ein, schnüren Pakete daraus und bieten diese dann zu einem Gesamtpreis an, der meist günstiger ist als die Summe der Einzelpreise derselben Komponenten. Für Kunden fast noch wichtiger als der Preis ist aber die Haftungsfrage. Der Veranstalter steht nämlich dafür gerade, dass das Gesamtpaket wie gebucht durchgeführt wird, bzw. muss bei Problemen oder Mängeln für Abhilfe sorgen. Immer wieder geistern vermeintlich skurrile Gerichtsurteile durch die Presse, mit denen z. B. Veranstalter für Unfälle, an denen sie gar keine Schuld trifft, dennoch zu Schadenersatz verurteilt werden. Auch ein ausgefallener Flug, durch den das Ablegen eines Kreuzfahrtschiffs verpasst wird, fällt paradoxerweise in den Verantwortungsbereich des Veranstalters. Gut für Kunden, denn hätten diese Flug und Kreuzfahrt separat gebucht, wäre die Reise an dieser Stelle in den meisten Fällen zu Ende.

Die meisten Reisebüros treten lediglich als Vermittler der Leistungen eines Veranstalters auf, d. h. sie buchen dessen Angebot im Auftrag ihrer Kunden. Der Vorteil für Verbraucher besteht in der Erfahrung und in der Neutralität der Reisevermittler. Aus dem Dickicht der Angebote filtern sie für ihre Kunden das perfekte Angebot heraus und empfehlen ihnen den passenden Reiseveranstalter. Das ist weder teurer noch billiger, als wenn man direkt beim Veranstalter buchte, denn die Reisebüroprovision ist in den Preisen bereits enthalten. Eine Win-win-Situation für alle drei Parteien!

Die Arbeitsteilung zwischen Veranstalter und Mittler ist auf den ersten Blick klar und sinnvoll.

Hier geht's bald weiter...

Zuletzt aktualisiert am 6. Mai 2019 von Jens Reichel.

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